graf zahl
cuba
philippinen
mexico
aquarium
jenseits der
großen pfütze
kleinanzeigen
operndorf
burkina faso
Tua Res
no f
start
cote d'ivoire/ghana
burkina faso/mali
guinea
gambia/senegal

lichtbildervorträge 2018

Lateinamerika ist immer eine Reise wert. Und Mexico ist eines der aufregendsten und vielfältigsten Länder in diesem Kulturkreis.

Mexico. Ruinen, Kolonialstädte und Dschungel – ein Reisebericht am Mittwoch 24.10.2018 um 20:00

Die Veranstaltung findet in der Alten Wache in Oberursel-Oberstedten statt.


28.07.2018


lichtbildervorträge 2017

Meine Rückkehr zur Wiege des Rucksacktourismus, das exotische Südostasien, ist ein formidabler Anlass für einen neuen Lichtbildervortrag. Die Reise führt in das hierzulande wenig bekannte Inselreich der Philippinen mit seinen unvergleichlichen 7107 Inseln.

Philippinen über und unter Wasser – ein Reisebericht am Dienstag 24.10.2017 um 20:00

Die Veranstaltung findet in der Alten Wache in Oberursel-Oberstedten statt.


23.07.2017


neue termine lichtbildervorträge 2016

2016 findet endlich wieder ein neuer Lichtbildervortrag statt. 10 Jahre Reisen nach Cuba sind Anlass und Grund, um Euch dieses einzigartige caribische Land zu präsentieren. Höhepunkt ist eine zweimonatige Radtour um das Bergmassiv Sierra Maestra im Osten der Insel.

Mit Rucksack und Fahrrad auf Cuba unterwegs – ein Reisebericht am Sonntag 09.10.2016 um 20:00

Die Veranstaltung findet in der Alten Wache in Oberursel-Oberstedten statt.


04.09.2016


Cuba mit dem Rucksack und dem Fahrrad am Donnerstag 25.02.2016 um 19:00

Die Veranstaltung findet in der Kulturschänke in Sulzbach statt.

22.11.2015


neue termine lichtbildervorträge 2014

Während der beiden Lichtbildervorträge in Stuttgart konnten insgesamt 225 Euro für die Tua Res Stiftung gesammelt werden. Herzlichen Dank an alle, die gespendet haben!

28.12.2014


Heiß ersehnt und lange erwartet naht nun 2014 das große Ereignis. Ich werde Euch meine Reise in einem zweiteiligen Lichtbildervortrag präsentieren.

Teil 2: Von der Cote d'Ivoire nach Guinea Bissau am Mittwoch 26.11.2014 um 18:30

Teil 1: Von Gambia nach Ghana am Montag 10.11.2014 um 18:30

Ort: Gasthaus "Zum Hirschen" in Stuttgart-Hedelfingen in der Amstätter Str. 39


02.11.2014




Teil 1: Von Gambia nach Ghana am Donnerstag 23.01.2014 um 19:30

Teil 2: Von der Cote d'Ivoire nach Guinea Bissau am Donnerstag 13.02.2014 um 19:30


Die Veranstaltungen finden in der Kulturkneipe "Das Herrenhaus" in Sulzbach statt.

23.11.2013


weltenwechsel

Bei meinem Rueckflug in die Heimat via Barcelona vermengten sich africanische und europaeische Unwaegbarkeiten. Freundlicherweise hatte man beim Camping Sukuta meinen Fahrradkarton und die grosse Tasche mit den politisch unkorrekten Namen fuer mich sieben Monate lang aufgehoben, so dass ich alles wie auf dem Hinweg verpacken konnte. Auf dem Weg zum Boarding in Banjul wurde meine Boardkarte gleich zwei Mal nicht geprueft. Unbewusst hatte ich jene auf dem Kopf stehend in den Pass geklemmt, was nicht moniert wurde. Eine Dame, eine übergewichtige Analphabetin, warf einen so kurzen Blick auf Beides, dass sie selbst bei nicht auf dem Kopf stehender Bordkarte nicht viel hätte erkennen können. Der folgende Mann kaschierte seine Unkenntnis geschickter, indem er lange und intensiv auf Pass und Bordkarte schielte. Ohne Kontrolle gelangt ich also an Bord des Fliegers. Obwohl in Banjul die gleichen Handgepaeckvorschriften gelten wie ueblich (also nur Fluessigkeiten weniger als 100 ml und diese in einen durchsichtigen Beutel verpackt), was auf mehreren Schildern zu lesen war, wurde meine unverpackte Zahncreme nicht beanstandet und ein anderer Passagier hat sogar eine 1,5 Liter Flasche Wasser mit an Bord genommen. Obwohl es sich um einen Nichtraucherflug handelte, hat jemand mindestens drei Zigaretten während des Fluges geraucht. Ich hab's gerochen, doch ich konnte den Delinquenten nicht ausgucken.

In Barcelona habe ich Ridvan, einen ehemaligen Kollegen, getroffen und wir haben eine kleine Stadtrundfahrt gemacht. An der berühmten Sagrada Familia von Gaudi habe ich in sieben Sekunden mehr Touristen gesehen als in Westafrica in sieben Monaten. Schock. Doch Barcelona ist wirklich grandios.

Meine Bordkarte für den Weiterflug von Barcelona nach Frankfurt hatte ich bereits in Banjul erhalten, was unerwartete Folgen hatte. An der Sicherheitskontrolle wurde ich gestoppt, denn ich hatte keinen Barcode. Die Dame rief sofort nach ihrem Chef, der mich intensiv musterte und dann aufgeregt herumtelefonierte. "Hilfe, hier ist einer ohne Barcode." Wo gibt's denn so was noch? "Tut mir leid, ich komme aus Africa..." Schlussendlich durfte ich ohne Barcode die Kontrollen passieren. Vor dem Einsteigen wiederholte sich das Prozedere in ähnlicher Form. In Frankfurt kam mein Gepäck nicht an. Neun Stunden Zwischenaufenthalt in Barcelona waren dann doch zu wenig Zeit gewesen, um mein Gepäck in den Anschlussflieger umzuladen. Willkommen in der Zivilisation.

Blick ueber Barcelona

26.06.2013


die casamance

Die Casamance ist ein Paradebeispiel fuer die grossen Widersprueche in Westafrica. Offiziell herrscht dort immer noch Buergerkrieg. Die so genannten Rebellen der Unabhaengigkeitsbewegung bekaempfen die senegalesische Armee. Also konnte ich nicht erwarten, viele Europaeer in der Casamance zu treffen. Bezueglich der Infrastruktur konnte es zwar kaum schlechter werden, doch in Westafrica ist vieles moeglich. Von Europaeern in Westafrica hatte ich recht gegensaetzliche Informationen erhalten, wie sicher oder unsicher eine Fahrt mit dem Rad durch die Casamance ist. Von "Um Gottes Willen!" bis zu "Alles dumme Panikmache, die Casamance ist sicher". Ich war gespannt.

Direkt hinter der Grenze hielt mich ein Mann in neonfarbener Warnweste (ein Militaer?) an und stellte sofort klar, er sei was anderes und mit denen an der Grenze habe er nichts zu tun. Pas de probleme, antwortet ich freundlich und reichte ihm meinen Pass. Anschliessend durchwuehlte er mit seinen Wurstfingern die zwei vorderen Radtaschen. Musste das sein? Die folgenden 15 Kilometer bis Ziguinchor, der Hauptstadt der Casamance, verliefen vollkommen ereignislos. Wo war der versprochene Buergerkrieg? Die Realitaet sah anders aus: Nirgends in Westafrica habe ich so viele klassische Touristen (Schlapphut, Sonnenbrand, Shorts und Asia-Sandalen) gesehen und ein deutscher Reiseveranstalter bietet sogar pauschal eine Rad-Tour durch die Casamance an (Stahlhelm und kugelsichere Weste stellt der Veranstalter zur Verfügung). Nicht nur in Ziguinchor sondern auch in kleineren Orten gibt es Strom und fliessend Wasser 24/7. In einem der Bretterverschlaege, wo ich mein Fruehstueck einnahm, fiel ich fast ueber den Muelleimer und in einer mit Klimaanlage eisgekuehlten Bank, musste man eine Nummer ziehen, um am Schalter bedient zu werden. Ich rieb mir verwundert die Augen. Auf der Fahrt von Ziguinchor Richtung Norden bekam ich dann doch noch eine Ahnung, dass nicht alles so entspannt ist, wie es aussieht. Jedes Mal, wenn ich in ein Dorf fuhr oder wieder hinaus, passierte ich eine Doppelschikane aus Baumstaemmen. An einer dieser Schikanen stoppte das Militaer alle Fahrzeuge und liess die Passagiere in einer langen Reihe an einer Art Pass- und Personenkontrolle vorbeidefilieren. Unterwegs begegneten mir fuenf Militaerpatrouillen mit aufgepflanztem Maschinengewehr und jeweils einem Dutzend bis an die Zaehne bewaffneten Soldaten und in einer Hauseinfahrt parkte ein kleiner schlecht getarnter Panzer, der sein Kanonenrohr auf vorbeifahrende Radfahrer gerichtet hatte. Doch es passierte nichts, bis ich die Grenze nach Gambia erreichte.

Blick in Zigiunchor auf den Casamance-Fluss

Plattes Land in der Casamance

Zielankunft mit dem Fahrrad beim Camping Sukuta in Gambia

10.06.2013


die 10 touristischen höhepunkte guinea bissaus

  1. Schimpansen im Catanhez Nationalpark beim Aufwachen beobachten
  2. Spiralwurzeln des Mega-Kapokbaumes im Catanhez Nationalpark
  3. Mangoismus = Mango-Kommunismus in Iemberem: Alle Mangos gehoeren allen
  4. Pousada Bela Vista in Buba, morgens beim Blick auf die Mangroven fruehstuecken und Salif Keita hoeren
  5. Essen beim Slow-food Meisterkoch und Chef aller Slow-food Koeche Westafricas in Buba. Zumindest die Gazelle muss mal langsam gewesen sein, sonst waere sie nicht auf meinem Teller gelandet.
  6. Gastfamilie in Cadique Nalu. Herzlichen Dank an Yaya!
  7. Mit dem Tortuga-Boot nach Bubaque fahren und eiskaltes portugiesisches Dosenbier trinken
  8. Entspannte Atmosphaere auf Bubaque im Bijagos-Archipel geniessen
  9. Mit dem Kajak die Nachbarinsel Rubane erkunden.
  10. Poulet atomique, die Antwort auf Poulet bicyclette, chez Paul in Bubaque

07.06.2013


das paradies hat einen haken

Hat man weder einen Privatflieger noch ein eigenes Boot, so ist es nicht so einfach und auf alle Faelle mit unkalkulierbaren Gefahren verbunden, auf den Bijagos Archipel zu gelangen. Mein reisefuehrer mahnte ausdruecklich vor den offenen motorisierten Pirogen, von denen schon viele gesunken seien. Und in der Tat, Einheimische berichteten mir von solch einem Vorfall dieses Jahr wieder, bei dem es viele Tote gegeben hatte. Empfohlen wurde das einmal woechentlich verkehrende Schiff. Das uralte unzuverlaessige sei durch ein marginal neueres, groesseres und komfortableres aber ebenfalls unzuverlaessiges Schiff ersetzt worden. Motto: Immer noch ein potentieller Untergangskahn, doch allemal besser als alle Vorgaengermodelle. Am Morgen der Abfahrt radelte ich zum Hafen. Doch was war das? Das mutmasslich vom Reisefuehrer beschriebene Schiff, eine fast anstaendige Faehre, lag gestrandet am Ufer. Dem Eigentuemer "fehlte" das Geld, es zu reparieren. Stattdessen duempelte am Pier ein kleiner schnuckeliger Haufen Schrott, von nicht einmal einem Viertel der Groesse der Faehre. Das neue Boot war noch aelter als alle uralten Vorgaengermodelle jener halbwegs akzeptablen Faehre. Es handelte sich um ein ehemaliges Cargo-Boot, das nun einem Fluechtlingsschiff glich. Der Frachtraum war mit Bohlen abgedeckt, darauf lagerten die Passagiere und ihr Gepaeck. Eine improvisierte gruene Plane ueberspannte die Szenerie notduerftig vor Wetter und Sonne schuetzend. Der Schiffsdiesel befand sich nicht etwa im Rumpf des Bootes sondern an Deck direkt unter der Bruecke, wo er voellig offen und ungeschuetzt mit ohrenbetaeubendem Laerm vor sich hinwummerte. Laerm ist fuer Africaner kein Problem. Die uebliche Sicherheitsausruestung wie Rettungsboote und Schwimmwesten fehlte voellig, stattdessen wurde an Bord eiskaltes Dosenbier verkauft. Man muss eben Prioritaeten setzen! Die Fahrt dauerte Ewigkeiten. Statt der genannten 4-5 Stunden wurden es mehr als sieben Stunden. Ein auf Bubaque lebender Spanier nannte das Boot "la tortuga", die Schildkroete. Je nach Ladung und Stroemung koenne die Fahrt mehr als zehn Stunden dauern.

Der Bijagos Archipel ist ein Inselparadies, doch dieses Paradies hat einen Haken: Stachelrochen. Zu Tausenden bevoelkern sie den groessten Strand der Insel Bubaque, wo sie sich im flachen Wasser im Sand verstecken. Tritt man versehentlich auf solch einen Fisch, so wird man aeusserst schmerzhaft darauf hingewiesen, dass man besser auf einen benachbarten getreten werden.

Hafen in Bissau

Strandkuehe am Praia Bruce auf Bubaque

Stachelrochen, jedoch harmlos, da nicht mehr lebendig...

05.06.2013


schimpansenjagd

War ich schon in einem abgelegenen Winkel des Landes eingereist, so steuerte ich nach einem kurzen Irrweg eine noch abgelegenere Gegend an. Eine kleine Dschungelpiste durch teils herrlichen Wald brachte mich nach Iemberem, einem kleinen Weiler und dem Zentrum fuer einen Besuch des Catanhez Nationalparkes. Obwohl dort eine Vielfaches der Schimpansen von Bossou leben sollen (600 - 700), ist es viel schwerer, diese aufzuspueren. So ging ich eines Abends mit zwei Fuehrern auf Schimpansenjagd. Wir hatten schon erfolglos grosse Teile des Waldes durchstreift und es daemmerte bereits, als die Beiden meinten, Schreie von Schimpansen vernommen zu haben. Diese kamen aus einiger Entfernung und von abseits des Weges, so dass wir querfeldein in den Dschungel vordrangen. Die Fuehrer rissen Zweige vom wild wuchernden Gruen ab, um unseren Weg zu markieren und um so wieder aus dem Wald zu finden. ach endlosem Stolpern durch unwegsames Gestruepp, signalisierten mir die Beiden, wir seien nun nahe und muessten uns nun absolut leise und vorsichtig fortbewegen. Ich hoerte zwar einige verdaechtige Geraeusche, konnte aber keine Schimpansen entdecken, zumal es nun fast schon dunkel war. Es wurde entschieden, am naechsten Morgen vor Sonnenaufgang zurueckzukehren, um die Schimpansen beim Aufstehen zu beobachten. hinterher. Kurz darauf erreichten wir den Hauptweg.

Aktuell wurden wir mit einer anderen Schwierigkeit konfrontiert: Nur einer der beiden Fuehrer hatte eine Taschenlampe, waehrend ich meine Stirnlampe im Zimmer gelassen hatte. Waehrend wir den grob markierten Weg zurueckstolperten, fiel die Nacht ueber uns wie ein schwarzer Vorhang. Wir kamen nur langsam vorn, da die Beiden den Weg fuer den naechsten Morgen mit zusaetzlichen Zweigen markierten. Der zweite Fuehrer nutzte nun sein Handy als zusaetzliches Leuchtmittel; ich lief in der Mitte der Beiden weiterhin lichtlos. Ewigkeiten kaempften wir uns durch den finsteren Dschungel. Haetten wir nicht laengst wieder den Weg erreichen muessen? Ich spuerte, dass irgendetwas nicht stimmte. Wir hatten die Fortsetzung des Weges verloren und die Beiden waren sich uneins, in welcher Richtung zu suchen sei. Waehrend sie in entgegengesetzten Richtungen losliefen und umherirrten, verharrte ich am Ort der Trennung. Sie entfernten sich immer weiter von mir, ich verlor fast ihre Lichter aus den Augen. Kurz bevor ich mich in der Finsternis des Waldes raeuspern wollten, kehrten sie zu mir zurueck. Ich stellte keine Fragen und lief ihnen wortlos in einer gemeinsam eingeschlagenen Richtung hinterher. Kurz darauf erreichten wir den Hauptweg.

Um fuenf Uhr in der frueh kehrte ich mit einem von ihnen an jene Stelle zurueck. Eine halbe Stunde hockten wir in der totalen Finsternis des Waldes und warteten auf die Morgendaemmerung. Wuerde ich Schimpansen zu gesicht bekommen? Es wurde hell, doch sonst tat sich nichts. Kein verdaechtiges Rascheln, stattdessen nur Vogelgezwitscher. Ploetzlich deutete der Fuehrer auf einen Palmwipfel; dort wuerde gerade ein Schimpanse wach. Ich konnte nichts erkennen, dock kurz darauf schwang sich ein kleiner Schimpanse den Stamm hinunter und verschwand im dichten Wald. Ein paar Palmen weiter wurde der naechste wach und diesmal sah ich den grossen Affen auf dem Palmwipfel hocken. Praeziser gesagt, handelte es sich um eine Schimpansin, denn kurz darauf kletterte ein Kleines auf ihren Schoss. Sie beobachtete eine Weile die Szenerie, ehe sie genauso elegant mit dem Nachwuchs hinabstieg und verschwand. Noch einen weiteren Schimpansen sah ich von seinem Schlafplatz hinabklettern, dann war Schluss. Der Fuehrer hatte noch eine Schimpansin mit Nachwuchs entdeckt. Sie befanden sich im Wipfel der Palme, an deren Stamm wir standen. Ich blickte angestrengt nach oben, konnte aber nichts erkennen. Sie hatten uns bemerkt und wuerden im Wipfel verweilen, so lange wir in der Naehe waren. So beendeten wir unsere Schimpansentour.

Gewaltiger Kapokbaum im Catanhez Nationalpark

Fruto de Fole, saeuerlich aber sehr lecker. Schmeckt aehnlich wie Tamarinde.

05.06.2013


guinea bizar

Fuer das Ende meiner Reise hatte ich mir ein echtes Juwel aufgehoben: Guinea Bissau. Treffender muesste es eigentlich Guinea Bizar heissen, denn selbst fuer westafricanische Verhaeltnisse ist das Land seltsam, skuril, wundersam, sonderbar, unerklaerlich, unfassbar und doch einfach nur grandios. Gaebe es das Land nicht, man koennte es nicht einmal erfinden und manchmal frage ich mich, ob ich das alles nur traeume. Hatte ich bisher mit Franzoesisch gekaempft oder gepflegt Englisch parliert, so ist die Amtssprache in Guinea Bizar Portugiesisch, was aber angeblich weniger als 30 Prozent der Bevoelkerung beherrschen. Stattdessen dient Kreol als Umgangssprache, was irgendwie jeder kann. Es ist auch nicht schwer, falls man sich mit romanischen Sprachen auskennt. Hier das Kuechenlatein fuer Kreol a la Bissau: Man nehme eine grosse Portion genuscheltes Spanisch (also Portugiesisch), fuege eine Prise Franzoesisch und Englisch hinzu und wuerze den Mischmasch mit einigen selbst erfundenen Woertern (Wer es deftig mag, sollte hier nicht geizen). Das Ganze kommt nun in den Kuechenmixer. Gut durchquirlen und fertig ist Kreol a la Bissau.

Guinea Bizar ist die Schweiz Westafricas. Nicht etwa, weil das Land so entwickelt oder gut organisiert waere - das Gegenteil ist der Fall -, auch nicht weil in Guinea Bizar koestlicher Kaese produziert wuerde - den einzigen Kaese produziert das Militaer - und auch nicht, weil die Einwohner die wahren Erfinder des Ricola-Bonbons sind, sondern Guinea Bizar ist schlicht und einfach extrem teuer, was damit zusammenhaengen koente, dass alles, wirklich alles, aus Portugal importiert wird. Doch Guinea Bizar ist all die Kosten und Muehen wert. Man muss es einfach liebhaben.

Irgendetwas ist anders als sonst...

04.06.2013


die 10 touristischen höhepunkte guineas

  1. Sternenhimmel in Mali-Yemberem
  2. Boeuf bourguignon im Restaurant Tata in Labe
  3. Cocoulou Canyon (Grand Canyon) im Fouta Djalon
  4. Gastfamilie in Sara Kali. Herzlichen Dank fuer die freundliche Aufnahme!
  5. Biergarten im centre d'accueil diocesain in Kankan
  6. Gastfamilie in Timbo. Herzlichen Dank an Marcus und seine Zweitfrau!
  7. Tete-a-tete mit den Schimpansen in Bossou
  8. Mit dem Fahrrad im Fruehnebel den Bergwald von Ziama queren
  9. Aloco (Kochbanane) in Palmoel fritiert mit den Haenden essen und zuschauen, wie das Oel safrangelb die Finger herrunterrinnt. Ein aesthetischer und kulinarischer Genuss gleichermassen
  10. Weltklasse-Mango in Boke

30.05.2013


guinea mal zwei

Hatte ich bei meinen Grenzquerungen nach Guinea schon einiges erlebt, so waren bei der nun anstehenden Grenzquerung gleich zwei Guineas involviert. Guinea auch als Guinea Conakry bezeichnet und Guinea Bissau. Ich durfte also ein gewisses Abenteuer erwarten zumal die Gegend, in der ich mich befand, in beiden Laendern abgelegen ist. Weit vor der in meiner Karte verzeichneten Grenze wurde ich an einer Leine quer zur Strasse aufgehalten. Was ich fuer einen der ueblichen quer uebers Land verteilten Polizeiposten hielt, entpuppte sich als Grenzposten. Die zwei Maenner in der kleinen Huette hatten ihre eigenen Vorstellungen von dem "Geschaeft" und verlangten Geld fuer den erforderlichen Ausreisestempel. Das hat es ja noch nie gegeben. Nach endlosen Diskussionen erhielt ich den Stempel ohne das geforderte Bakschisch. Nachdem ich nahezu Hundert Doerfer durchfahren und in einer Piroge einen breiten Fluss gequert hatte, bekam ich allmaehlich das Gefuehl, ich koennte bereits in jenem anderen Guinea sein, so dass ich mich nach dem hiesigen Grenzposten erkundigte. Zu meiner Ueberraschung erzaehlte mir ein Dorfbewohner, der sich auszukennen schien, von einer anstehenden Verzweigung. Solch eine Verzweigung innerhalb der Grenze bedeutete selbst fuer mich Neuland. Ich waehlte eine einsame Nebenroute, da diese den kuerzesten Weg zu meinem anvisierten Ziel in Guinea Bissau darstellte. Der Grenzposten sollte in einem Dorf namens Campo an einem Stausee sein. Einige Doerfer weiter erreichte ich tatsaechlich Campo und zu meiner allergroessten Ueberraschung befand ich mich immer noch im ersten Guinea. Zwei Maenner, die sich selbst als Gendarmerie bezeichneten, baten mich in einen Unterstand und wollten mir erneut einen Ausreisestempel verpassen. Das hat es ja noch nie gegeben, zwei Ausreisestempel. Da sie fuer jenen zweiten Stempel Geld forderten, erklaerte ich, das mir der erste Ausreisestempel genuege. Das war nicht in ihrem Sinne und sie erklaerten mir lang und breit, dass ich mich direkt an der roten Linie befaende und ohne ihren Stempel nicht weiter duerfe. Nach zaehen Diskussionen bekam ich einen zweiten Stempel, ohne zu zahlen. Doch wo war Guinea Bissau?

Ich querte zahllose Doerfer, ohne einen Grenzposten entdecken zu koennen, waehrend der Stausee genauso wenig auftauchte. Er musste aufgrund der grossen Hitze spontan verdunstet sein. Nachdem ich noch viel mehr Doerfer passiert hatte, kam ich an einen langen, dicken Bambusholm, der quer ueber die Strasse spannte. Der Grenzposten? Nicht so richtig. Zwei Maenner in Zivil nahmen sich meiner an und eskortierten mich zu einem Unterstand, in dem sich nichts befand ausser einem leeren Holztisch und einem nackten Bettgestell. Einer der Beiden verschwand mit meinem Pass und kehrte nicht mehr zurueck, waehrend der Andere mich fuerstlich bewirtete. Ich verspeiste einen Trockenfisch mit Haut und Haaren, eine riesige Mango und eine Portion Reis mit Fleisch. Doch wo war mein Pass? Nachdem ich eine Weile mit meinem grosszuegigen Gastgeber unterhalten hatte, tauchte Ersterer inklusive des erforderlichen Einreisestempels wieder auf. Ich war offiziell in Guinea Bissau angekommen.

Pfad zur Grenze... Wo ist Guinea Bissau?

23.05.2013


auf der strasse des grauens

Ueberholt ein Geisterfahrer einen anderen Geisterfahrer... So oder so aehnlich koennte irgendein Witz beginnen, doch das ist Westafrica live. Spaeter dazu mehr. Sierra Leone hinter mich lassend durchfuhr ich zum dritten Mal Guinea wiederum auf einer neuen Route mehrere Hundert Kilometer von meinen ersten beiden Landesquerungen. Die Umstaende brachten es mit sich, dass ich Conakry einen Besuch abstatten musste. Nur dort bekam ich ein Visum fuer Guinea Bissau meinem naechsten Ziel. Conakry liegt mitten im Meer am Ende einer langgestreckten Landzunge. Alle anderen Staedte des Landes sind mittels einer einzigen Strasse an die Hauptstadt angebunden. Diese Aorta, sollte man meinen, ist eine der breitesten und besten Strassen des Landes. Nicht so in Guinea beruechtigt fuer seine schlechten Strassen. Ich fand eine schmale in beide Richtungen einspurige uralte Teerstrasse vor, der der stetige verkehr arg zugesetzt hatte. Grosse scharfkantige und tiefe Schlagloecher pflasterten den Weg. Die Strasse war an den Raendern stark ausgefranst und unzaehlige Regenzeiten hatte die Erde jenseits des Asphaltes weggespuelt, so dass an jener Schnittstelle eine bis zu 40 Zentimeter hohe Kante entstanden war. Hupte hinter mir ein Lkw, was als freundlicher Hinweis diente, Platz zu machen, so musste ich schauen, wie ich von der Strasse kam. Ein spontanes Ausweichen nach rechts konnte schmerzhafte Folgen haben. Selbst frueh an einem Sonntag Morgen, den ich extra fuer diese Aktion ausgewaehlt hatte, herrschte mehr Verkehr als mir lieb war. Ausserdem peinigten mich der aufgewirbelte Staub und die pechschwarzen Abgaswolken der Lkws. Was fuer ein Alptraum. Ihr koennt Euch also vorstellen, wie froh ich war, als ich kurz vor Conakry ein grosses blaues Schild entdeckte mit dem Hinweis, hier beginne die Autobahn. Zwei bestens geteerte Fahrspuren in jeder Richtung plus einem undefinierten Seitenstreifen waren durch eine fette Betonleitplanke getrennt. Und es rollte sich grandios auf der Autobahn. Ich musste nur aufpassen, nicht zu weit nach rechts zu kommen, denn am Rande der Strasse befand sich uebergangslos ein offener zwei Meter breiter und ein Meter tiefer Betonschacht.

Zwei Tage spaeter noch in der Morgendaemmerung verliess ich Conakry. Kaum war ich auf die Autobahn aufgefahren kam mir ein Geisterfahrer entgegen. Hoppla. Ich hielt mich strikt an die in solchen Faellen im Radio durchgegebenen Verhaltensmassregeln, auch wenn das mit dem aeusserst rechts fahren so seine Tuecken hatte. Kaum hatte ich den ersten Schock ueberwunden, da tauchte der naechste Geisterfahrer auf. Nach 38 Geisterfahrern und zwei Ueberholmanoevern hoerte ich schliesslich auf, jene zu zaehlen.

Nachtrag zum John Obey Beach: Wer genau hinschaut, sieht, dass die Farbe bereits abblaettert.

Die letzten Strassenfussballer des Universums in Coyah

Pannen-Lkw. Das Bild ist nicht gespiegelt. Normalerweise herrscht Rechtsverkehr in Guinea, doch die Ausnahme bestaetigt die Regel...

22.05.2013


die 10 touristischen höhepunkte sierra leones

  1. Privatkoch namens Chef in Kailahun: superleckere Spaguetti
  2. Black Colobus Affen und Diana Monkeys im Gola-Forest Nationalpark
  3. Tropische Flussinsel Tiwai
  4. Flussquerung in einem echten Einbaum
  5. Plantain Chips and Star Beer oder umgekehrt
  6. Bootsfahrt auf dem Jong Fluss von Mattru nach Bonthe auf der Sherbro Insel
  7. John Obey Beach. Was fuer ein traumhafter Strand
  8. Mr. Alis Nightclub in John Obey: Shake up your bumbum!
  9. Frisch gegrillter Fisch im "tribewanted" am John Obey Beach
  10. Cotton Tree in Freetown. Was fuer eine Ikone!

22.05.2013


das meer

Nachdem ich gleich am Anfang vor ueber fuenf Monaten endgueltig das Meer hinter mir gelassen hatte und tief in das Innere Africas vorgedrungen war, sehnte ich mich nun nach dem Rauschen der Wellen und der salzigen Meeresluft. Mit einem oeffentlichen Boot, das am Vortag unpaesslich gewesen war, fuhr ich den Jong Fluss hinab bis nach Bothe auf der Insel Sherbro. Diese liegt im Flussdelta und eigentlich schon im Meer, aber die ringsum an der Kueste wachsenden liessen kein richtiges Meergefuehl aufkommen. Alle meine touristischen Hilfsmittel verzeichneten eine Faehrlinie von Bonthe nach Tombo auf der Freetown-Halbinsel, doch diese war nichts mehr als eine Fiktion.

Nach einem einfachen Boottrip zurueck auf´s Festland und vier Tagen im Sattel erreichte ich die Freetown-Halbinsel, wo ich drei entspannte Tage am grandiosen John Obey genoss. Bevor ich Euch lange vorschwaerme wie traumhaft und menschenleer dieser geniale Strand ist, erzaehle ich lieber von einem der legendaersten Nachtclubs Westafricas, welcher noch ein absoluter Geheimtipp ist. Es handelt sich um Mr. Ali´s Nightclub in John Obey: Gestapfter Lehmboden, unbearbeitete Holzpfaehle, die ein mit blauer Plastikplane bespanntes Dach tragen, Waende die umlaufend auf einem Meter Hoehe enden und davor Holzbaenke, auf denen sich zwei ein Meter hohe Boxen tuermen. Das alles aehnelt einem halboffenen Miniaturbierzelt, den es jedoch am typischen Bierdunst mangelt. Stattdessen wabern trotz ausfeilter Klimatechnik fette Marihuanaschwaden durch den Raum. Bass auf volle Lautstaerke, Hosen in die Kniekehlen und dann shake up you bumbum!

Das Thema Mode ist sicherlich bisher zu kurz gekommen. So trug einer der jungen Maenner in jenem Nachtclub zu seiner Jeans ein hautenges halbdurchsichtiges Feinripp-Shirt ohne Ripp. Clou war der fiktive auf auf dem Ruecken als grauer Schatten auf dem Shirt angedeutete darunter befindliche BH. Rattenscharf.

Wer kennt´s? Wie funktioniert´s?

Boot nach Bonthes wird gerade ueberladen und bleibt auf dem Grund haengen...

Versandete Kirche in Bonthe

Hobbit-Haeuschen im "tribewanted" am John Obey Beach

21.05.2013


die luft ist raus

Das gilt natuerlich weder fuer mich noch fuer meine Reise. Vor laengerer Zeit in Bouake mitten in der Cote d'Ivoire hatte sich jenes Problem eines Morgens nach einer Radpause von drei Tagen erstmals offenbart. Obwohl die Luft am fruehen Morgen noch angenehm kuehl war, tat ich mich sehr schwer mit dem in die Pedale treten. Ich kam ueberhaupt nicht voran. Ging es unbemerkt bergauf? Nicht wirklich. Hatte ich Gegenwind? Ein bisschen. Oder einfach einen schlechten Tag erwischt? Ich stieg vom Rad und musste feststellen, dass der hintere reifen platt war. Aufpumpen brachte zumindest fuer die naechsten drei Tage. Dann musste ich erneut pumpen. Von nun an wurden die Pumpintervalle immer kuerzer, bis ich vier Wochen spaeter auf der Etappe nach Kenema gleich zwei Mal Luft nachfuellen musste. Ein PLattfuss. Und, wie sich herrausstellte, ein sehr altes Problem. Ich hatte den Schlauch bereits in Deutschland geflickt und just an jenem Flicken trat nun am poroes gewordenen Rand an einer Stelle Luft aus. Ich platzierte einen zweiten Flicken halb ueber den ersten, was nicht gerade eine ideale Loesung war. Ich musste nun taeglich morgens vor Abfahrt Luft nachfuellen. Hatte ich gepfuscht? Nein. Der Rand auf der anderen Seite des alten Flickens hatte sich nun komplett aufgeloest und dort trat nun die Luft aus. Ich tauschte den kompletten Schlauch aus. Am naechsten Morgen bekam der erste Radfahrer auf der Strasse meinen alten Schlauch mit dem Hinweis, dass ein Loch zu flicken sei.

Auch sonst stellte mich das Radfahren in Sierra Leone vor eine neue Herausforderung. Blickt man auf eine Karte, so gleicht das Strassennetz einem Spinnennetz; zwei groessere Orte sind niemals mittels eines direkten Weges verbunden. Strassen, die aus Schlagloechern und Schlammpfuetzen bestehen, sind ziellos, erratisch und vagabundierend angelegt. Dass sie durch's Land maeandern, ist eine nette Anekdote, doch irritierend sind die vielen T-Kreuzungen, die immer dann auftauchen, wenn man gerade mal eine vernuenftige Richtung eingeschlagen hat und die Chance besteht, sich dem Ziel zu naehern. Geradeaus waere die logische Fortsetzung, doch die Wahl beschraenkt sich auf rechts oder links. Was tun? Mein einziger Vorteil bestand darin, dass ich die Strecke von der Grenze nach Kenema bereits auf dem Motorrad mitfahrend kennen gelernt hatte.

Gewaltiger Baum im Gola Forest Nationalpark

Ohne Worte...

exklusiver Blick in mein Badezimmer im Sowa Spa and Luxury Resort in Bandajuma

06.05.2013


versuch einer einreise ohne visum teil 2

Ich wurde in das Buero des Chefs der immigration geschickt und nun wusste ich, warum ich nach Kenema kommen sollte: Er wollte mir seine zehnteilige Couchgarnitur im Leopardenfellmuster vorfuehren. Echt toll! Auf einem Sessel luemmelnd hatte er seine besockten Fuesse auf einen Holzstuhl platziert und schaute Musicvideos im Fernsehen, waehrend der Schreibtisch mit Computer, Drucker und Aktenordnern dekoriert war. Nun folgte mein Gang nach Canossa. Er las mir die Leviten und erinnerte mich daran, dass sich ein Africaner bei der Einreise nach Europa so etwas nicht erlauben koenne. Damit hatte er natuerlich Recht. Letztlich betonte er, dass er mich weder fuer einen Spion noch fuer einen Kriminellen halte und bereit sei, mir ein Visum auszustellen. Doch die Sache hatte zwei Haken: Erstens machte er eine grosse Rechnung auf, wobei er den Grossteil des Geldes in die eigene Tasche steckte, und zweitens musste mein Pass nach Freetown geschickt werden, damit dort das Visum und eine Quittung ausgestellt wuerden. Das war natuerlich nicht am selben Tag moeglich. Ich musste in Kenema uebernachten und sollte am folgenden Tag mit einem Motorrad der Behoerde an die Grenze zurueckkehren. Ich verbracht jenen Tag mit Warten auf meinen Pass, welcher weit spaeter traf als urspruenglich angekuendigt, so dass ich bei einer Rueckkehr an die Grenze in die Dunkelheit gekommen waere. Das wollte ich auf keinen Fall. So musste ich eine zweite unfreiwillige Nacht in Kenema verbringen. Letztlich kamen wir ueberein, dass mich der Fahrer am naechsten Morgen um acht Uhr an meiner Unterkunft abholen sollte.

Irgendwie hatte ich kein gutes Gefuehl und als der Fahrer am anderen Morgen um neun Uhr immer noch nicht aufgetaucht war, lief ich zu der Behoerde, wo ich nur seinen treuesten und unterwuerfigsten Mitarbeiter vorfand. Dieser wusste, dass der Fahrer im Haus des Chefs war; ich sollte dorthin gehen. Mister Baion wurde ueber mein Kommen informiert und ich wurde gebeten, auf der Terrasse zu warten, wo ich auf einem aeusserst schaebigen Sessel Platz nahm. Im "Garten" stand ein schickes neues Gelaendemotorrad der Marke Yamaha. Der zugehoerige Fahrer, der smarte Ibrahim, war damit beschaeftigt, mit einem Kohlebuegeleisen und mit grosser Sorgfalt sein blaues Hemd und seine dunkelblaue Stoffhose zu buegeln. Bezueglich der ueberfaelligen Abfahrt verwies er auf seinen Chef. Dieser liess mich eineinhalb Stunden warten, um mir dann mitzuteilen, ich koenne erst einen Tag spaeter an die Grenze reisen. Es gaebe gewisse Zwaenge fuer das Motorrad und ausserdem haette es technische Probleme. Noch einen unnoetigen Tag in Kenema verbringen? No go! Ich protestierte. Letztlich brachte mich Ibrahim ins Hotel zurueck, ich solle dort warten, er werde die Sache mit seinem Chef regeln. Das klappte ueberraschend und kurz nach Mittag tauchte Ibrahim erneut auf. Kaum hatte die Fahrt begonnen, da endete sie auch schon wieder und zwar keine fuenfzig Meter vom Hotel entfernt mit einem Unfall, auf dessen skurile ich hier nicht weiter eingehen moechte. Da sich die beteiligten Fahrzeuge nur mit Schrittgeschwindigkeit fortbewegt hatten und ich als vorrausschauender Mitfahrer rechtzeitig abgestiegen war, passierte nichts. Wir setzten unsere Fahrt fort und Ibrahim informierte mich, dass er nicht gerne schnell fahre. Um so besser. Ich pflichtete ihm bie, doch die Realitaet sollte eine andere sein. Ehe es auf die Hauptstrasse Richtung Grenze ging, machten wir noch ein paar Verwandtenbesuche. Dann setzte Ibrahim seinen Helm auf und gab richtig Gas. Irgendwo zwischen Segbwema und Daru hatten wir einen Platten und das Glueck, das ein kleines Dorf inklusive Flickshop in der Naehe war. Waehrend der Reifen geflickt wurde telefonierte Ibrahim mit seiner Freundin in Kenema, die wir dort jedoch nicht aufgesucht hatten. Diese glaubte ihm nicht, dass er gerade einen Weissen von Kenema zurueck an die Grenze brachte, so dass ich kurz darauf mit Jessica telefonieren und ihr den Sachverhalt erlaeutern durfte. Die Dame war sehr misstrauisch; den Grund sollte ich noch kennenlernen. In Pendembu suchte Ibrahim verschiedene Freunde auf, waehrende er immer wieder betonte, er muesse unbedingt noch eine Person - er verwandte stets jenen neutralen Begriff - aufsuchen. Bei jener Person handelte es sich um eine schwangere Frau, mit der er sich kurz unterhielt. Als wir weiterfahren wollten, bettelte sie ihn um Geld an und als wir schon wieder auf dem Motorrad sassen, praesentierte sie ihm in einer verzweifelten Geste das geoeffnete leere Portemonnaie. Das war also seine Zweitfreundin.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir den Grenzposten in Yenga. Wie eine Spielfigur war ich zurueck auf Start gesetzt worden. Kurz nach Sonnenuntergang hatte ich den noetigen Einreisestempel in meinem Pass und meine persoenliche Freiheit wiedererlangt. Halleluja!

Kriegsspielzeug oder Dauerparker

Kinder freuen sich, dass ich endlich in Sierra Leone bin

05.05.2013


versuch einer einreise ohne visum teil 1

Ueber meine halblegale Einreise nach Sierra Leone koennte ich ein Buch schreiben. Hier will ich nun versuchen die wichtigsten Etappen jener Odyssee moeglichst kurz zusammenzufassen.

Es war mir nicht gelungen vorab fuer Sierra Leone ein Visum zu bekommen. Was tun? Mein lp-Reisefuehrer erwaehnte die Moeglichkeit, an der Landesgrenze ein Visum zu bekommen, was nicht garantiert und hoechst inoffiziell sei. Ein Versuch war es wert. Aber es wurde zu einem Alptraum und eine simple Abweisung an der Grenze waere wuenschenswert gewesen. Der abgelege Grenzposten in Yenga bestand aus mehreren Lehmhuetten; in einer davon nahm ich auf einer Holzbank Platz. Der Grenzbeamte delegierte meinen Fall sofort an seinen Chef, welcher in feinen Zwirn gekleidet war. Der Fall ueberstieg auch seine Kompetenzen, so dass er per Mobiltelefon seinen Chef in Kenema kontaktierte. Dieser bestand darauf, mich persoenlich zu treffen und zwar so schnell wie moeglich. Gemuetlich dorthin zu radeln, war also keine Option. Eigene Fehleinschaetzungen, falsche Informationen und die Vetternwirtschaft jenes Beamten im feinen Zwirn sollten mich jede Menge Geld Zeit und Nerven kosten. Zu jenem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, in wessen Falle ich geraten war. Ich sollte mit einem Motorradtaxi nach Kenema reisen und musste mein Fahrrad inklusive Gepaeck am Grenzposten zuruecklassen. Meine Sicherheit hatte oberste Prioritaet. Ich bekam einen vertrauensvollen Fahrer und zusaetzlich sollte mich der Schwager, der nach Freetown wollte, wobei Kenema auf der Strecke lag, begleiten. Das hatte zur Konsequenz, dass wir zu Dritt auf dem Motorrad reisen mussten. Es finden sich durchaus bequemere Formen des Reisens. Der Fahrer bekam eingeblaeut, dass er sich auf einer speziellen Mission befinde und mich noch am gleichen Tag zurueckbringen muesse. So weit die Theorie.

Beim Motorrad-Sandwich bildete ich den Belag, was einerseits bedrueckend war, insbesondere da der Schwager fuer africanische Verhaeltnisse einen ordentlichen Bauch hatte, andererseits aber den Vorteil hatte, dass ich kaum hinunterfallen konnte. Ein wilder Ritt auf uebler Dschungelpiste begann. Der Fahrer hatte die Anweisung, mich moeglichst schnell ans Ziel zu bringen. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir einen gewaltigen im Bau befindlichen Highway, der bestens planiert war, so dass der Fahrer nun noch mehr Gas gab. Vielleicht ahnte er schon, dass es damit bald vorbei sein koennte. Hatten wir bereits zahllose Polizeisperren passiert, so aenderte sich das kurz vor dem Ort Daru. Der Fahrer bremste abrupt waehrend der Durchfahrt, stoppte, schaltete den Motor ab und bat mich, abzusteigen. Waehrend der Fahrer stereotyp zu den vielen Polizisten etwas von einer MIssion faselte, kam einer davon und zog den Schluessel ab und rollte das Motorrad zurueck zu der direkt vor der Leine befindlichen Polizeihuette. Ein freundlicher Polizist erklaerte mir, die Maschine duerfe nicht mehr weiterfahren, man werde einen anderen Fahrer fuer mich organisieren. Was war passiert? Das Motorrad war nicht zugelassen und hatte kein Nummernschild. Ausserdem konnte der Fahrer keinen Fuehrerschein vorweisen. Nun begann ein africanisches Kuddelmuddel mit mir als Zentralgestirn. Jeder hatte seine eigenen Interressen; mein Problem war, dass ich keine Landeswaehrung hatte und den Fahrer aktuell fuer den Teilabschnitt nicht bezahlen konnte. Nach mehr als einer Stunde des Diskutierens fuhren wir mit neuem Fahrer weiter; am spaeten Nachmittag erreichten wir dann endlich Kenema.

04.05.2013


vorher

© by Oliver Schäfer